Liquiditätsgrad – eine wichtige finanzielle Kennzahl für Unternehmen
Eine wichtige Kennzahl bei der Beurteilung eines Unternehmens stellen die Liquiditätsgrade dar. Bei der Betrachtung von diesen Kennzahlen erkennt man, ob ein Unternehmen heute oder in einem überblickbaren Zeitraum zahlungsfähig erscheint. Ausreichende Liquidität ist für die Sicherheit und Existenz eines Unternehmens von hoher Bedeutung. Ganz nach dem Motto «Cash is King». Fehlt einem Unternehmen die Liquidität, um seine Verpflichtungen zu erfüllen, ist die Überlebensfähigkeit unmittelbar bedroht.
Ein gesund finanziertes Unternehmen achtet daher stark auf seine Liquidität und versucht, die Fristigkeiten zwischen dem Vermögen (den Aktiven) und den Finanzierungsmittel (den Passiven) stimmig zu halten. Kurzfristiges Vermögen sollte kurzfristig finanziert werden und langfristige Anlagen sollten auch mit langfristig zur Verfügung stehenden Kapital finanziert werden.
Liquiditätsgrad 1
Der Liquiditätsgrad 1 hat in der Praxis eine eher geringe Bedeutung aufgrund der beschränkten Aussagekraft. Dabei werden die Flüssigen Mittel ins Verhältnis zum kurzfristigen Fremdkapital gesetzt. Als Richtgrösse gilt hier eine Grösse zwischen 10-30%.
Liquiditätsgrad 2
In der Praxis verbreitet ist der Liquiditätsgrad 2 als Gradmesser zur Beurteilung der Liquiditätssituation. Dieser sollte in der Regel mindestens zwischen 100 – 120% liegen. Dabei werden bei den Aktiven die Flüssigen Mittel und Debitoren zusammengezählt und ins Verhältnis zum kurzfristigen Fremdkapital gesetzt. Liegt dieser Bereich unterhalb von 100% kann dies auf Zahlungsschwierigkeiten hindeuten.
Liquiditätsgrad 3
Beim Liquiditätsgrad 3 wird das gesamte Umlaufvermögen (d.h. inklusive Warenlager) ins Verhältnis zum kurzfristigen Fremdkapital gesetzt. In der Praxis wird bei dieser Kennzahl eine Richtgrösse von > 150% empfohlen. Die Kennzahl allein hat erst eine beschränkte Aussagekraft. Ein zu hohes Warenlager kann z.B. die Kennzahl erhöhen, ist jedoch abhängig von der Qualität des Warenbestandes trotzdem negativ. Beim Warenlager gilt es ebenfalls zu berücksichtigen, wie hoch dieses im Verhältnis zum Umsatz ist und wie oft dieses im Jahr umgesetzt wird. Ein hoher Bestand an alten Waren «Ladenhüter» oder wenig gefragten Waren binden dabei Liquidität, welche dem Unternehmen allenfalls länger nicht zur Verfügung stehen.
Generell gilt auch bei den Liquiditätskennzahlen wie bei anderen Kennzahlen, dass diese jeweils in den Kontext gesetzt werden müssen. Bilanzkennzahlen sind jeweils Stichtagbezogen und zeigen somit lediglich eine Momentaufnahme. Im Zusammenhang mit der Liquidität sind dabei insbesondere Sondereffekte sowie saisonale Schwankungen zu beachten. Ebenfalls werden in den Kennzahlen allenfalls offene Kontokorrentlimiten, welche dem Unternehmen zur Verfügung stehen, nicht berücksichtigt. Solche Fazilitäten dienen häufig dazu, kurzfristige Liquiditätsspitzen abzudecken und so die Liquiditätssituation durch das Unternehmen aktiv zu optimieren.
Die wichtigsten Finanzbegriffe leicht und übersichtlich erklärt.